Was geschah im Jahr 1985

Jahresrückblick und Schlagzeilen aus dem Jahr 1985

Mit dem Amtsantritt von Michail Gorbatschow wurden 1985 die Weichen für einen völlig neuen Kurs in der Sowjetunion gestellt. Als neuer Generalsekretär der KPdSU prägte er fortan eine Politik, über die unter dem Schlagwort Glasnost in den Tageszeitungen berichtet wurde. Kern der neuen Linie war die Erhöhung der Transparenz staatlicher Politik, die über größere Offenheit der Staatsführung gegenüber der Bevölkerung erzielt werden sollte.
Beim Gipfeltreffen in Genf am 22. November 1985 (Ereignis nachzulesen in den Zeitungen vom 23.11.1985 in unserem Archiv) konstatierten Gorbatschow und der amtierende US-Präsident Ronald Reagan einmütig, dass die Welt sicherer geworden war.
Nichtsdestotrotz kämpfte sie auch 1985 mit zahlreichen Problemen.

Ein besonders gravierendes war die schwere Hungersnot, von der neben Äthiopien auch weitere Länder der Sahelzone betroffen waren. Die internationale Presse berichtete intensiv über die Katastrophe, um in anderen Teilen der Welt Spendengelder zu mobilisieren.
Den gleichen Zweck verfolgten auch die Musiker Bob Geldof und Midge Ure, als sie das Projekt "Band Aid" ins Leben riefen. Dieses vereinte internationale Popstars, die bereits im November des Vorjahres die gemeinsame Single "Do They Know Its Christmas?" veröffentlicht hatten. Der Song war ein großer Erfolg und eroberte im Nu den Spitzenplatz der Charts in 13 Ländern. Am 6. Januar 1985 (Ereignis nachzulesen in den Zeitungen vom 07.01.1985 in unserem Archiv) verdrängte der Titel mühelos den Song "Wild Boys" der britischen Band Duran Duran vom ersten Platz der bundesdeutschen Charts. Um weitere notlindernde Spendengelder zu erschließen, organisierte Geldof zusätzlich ein Benefizkonzert. Dieses trug den Titel "Live Aid" und ging am 13. Juli 1985 (Ereignis nachzulesen in den Zeitungen vom 14.07.1985 in unserem Archiv) parallel in London und in Philadelphia über die Bühne. Das Konzert galt als das bis dahin größte Rockkonzert der Musikgeschichte. Es beteiligten sich zahlreiche Musikgrößen. Darunter waren Queen, Madonna, David Bowie, die Dire Straits, Bob Dylan, Santana, Bryan Adams, Tina Turner, Eric Clapton, U2 und die Beach Boys. Einige berühmte Bands wie etwa Led Zepplin, The Who und Black Sabbath vereinigten sich extra anlässlich des Konzerts wieder. Der Musiker Phil Collins sorgte außerdem für Aufsehen, indem er an beiden Spielorten zur jeweils gleichen Uhrzeit auftrat. Ermöglicht wurde dies über einen Flug mit dem Überschallflugzeug Concorde.
Das Konzert brachte eine Spendenlawine ins Rollen, die der Hungerhilfe in Afrika weit über 100 Millionen Euro einbrachte.

Viel Raum in der Berichterstattung der Zeitungen nahmen 1985 auch zwei spektakuläre Entführungen ein. Beide wurden von je einem US-Bürger mit dem Leben bezahlt. Zuerst entführten Terroristen, die der Hisbollah nahe standen, am 14. Juni 1985 (Ereignis nachzulesen in den Zeitungen vom 15.06.1985 in unserem Archiv) den Flug 847 der TWA. Das Flugzeug sollte ursprünglich mit 153 Passagieren und Crewmitgliedern an Bord von Athen nach Rom fliegen. Ziel der Täter war es, 766 Personen, die sich in israelischer Haft befanden, freizupressen. Die Entführer gaben die letzten 39 Geiseln erst am 30. Juni (Ereignis nachzulesen in den Zeitungen vom 01.07.1985 in unserem Archiv) frei, nachdem Israel 31 Gefangene aus der Haft entlassen hatte.
Die Freilassung von Gefangenen von Israel zu erpressen, war auch der Zweck der Entführung der Archille Lauro. Als sich die Straftat am 7. Oktober 1985 (Ereignis nachzulesen in den Zeitungen vom 08.10.1985 in unserem Archiv) ereignete, befanden sich 1030 unbeteiligte Passagiere und Besatzungsmitglieder an Bord des Kreuzfahrtschiffes. Die Entführung endete damit, dass die US-Navy die Täter festsetzen, jedoch nicht festnehmen konnte. Denn während die US-Soldaten die Entführer umstellten, wurden sie absurderweise selbst vom italienischen Militär eingekreist. Der Grund dafür bestand darin, dass Italien die Hoheitsrechte in der Region innehatte. Da es im Vorfeld keine gemeinsame Planung gegeben hatte, musste sich die Navy schließlich zurückziehen und die Verhaftung den Italienern überlassen.

Auch ein anderes Schiff versetzte die Weltöffentlichkeit 1985 in helle Aufregung. Am 1. September (Ereignis nachzulesen in den Zeitungen vom 02.09.1985 in unserem Archiv) entdeckten die beiden französischen Meeresforscher Jean-Louis Michel und Robert Ballard das Wrack der Titanic. Das Schiff, das als unsinkbar galt, war auf seiner Jungfernfahrt am 14. April 1912 mit einem Eisberg kollidiert und untergegangen.

Gewissheit brachte das Jahr auch in Bezug auf den für sein grausames Wirken bekannten KZ-Arzt Josef Mengele. Am 6. Juni 1985 (Ereignis nachzulesen in den Zeitungen vom 07.06.1985 in unserem Archiv) wurden Gebeine, die später einwandfrei ihm zugeordnet werden konnten, im brasilianischen Embu entdeckt. Fahnder hatten ermittelt, dass Mengele dort unter dem Namen Wolfgang Gerhard bestattet worden war und eine Exhumierung angeordnet.

Ein vielbeachtetes Thema war neben der Veröffentlichung von Walraffs "Ganz unten" der sogenannte Glykolwein-Skandal, der das Vertrauen der Verbraucher nachhaltig erschütterte. Er rankte sich um österreichische Prädikatsweine. Diese waren von einigen Winzern mit Frostschutzmittel versetzt und später zum Teil von deutschen Großabfüllern mit anderen Weinen vermischt und in den Handel gebracht worden.

Die Sportwelt jubelte 1985 über den 17 Jahre "alten" Boris Becker, der als erster Deutscher das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon für sich entscheiden konnte.
Und auch Computerfans kamen auf ihre Kosten: Am 23. Juli (Ereignis nachzulesen in den Zeitungen vom 24.07.1985 in unserem Archiv) wurde der Amiga von Commodore präsentiert und am 21. November (Ereignis nachzulesen in den Zeitungen vom 22.11.1985 in unserem Archiv) stellte Microsoft die endgültig freigegebene Windows-Version 1.01 vor. Für große Begeisterung sorgte zudem die Programmierung des Computerspiels Tetris, die Alexey Pajitnov in diesem Jahr gelang.